Nachdem ich von Moneyplex endgültig die Schnauze voll hatte, habe ich es nun mit Hibiscus versucht, und muss sagen, der erste Eindruck ist recht positiv. Dennoch brauchte es ein paar Versuche, bis alles so war, wie ich es haben wollte.
Zunächst einmal ist Jamaica nicht digital signiert, weshalb macOS die App am liebsten gleich in die Rundablage befördern will. Man kann den Start entweder über die Systemeinstellungen "Datenschutz & Sicherheit" freigeben, oder im Terminal mittels
Code
xattr -c -r /Applications/jameica.app
die Meta-Daten des Downloads entfernen.
Nach dem Start wird man erstmal gefragt, wo man das Datenverzeichnis anlegen will. Eine super Sache, weil man gleich alles in die (natürlich Ende-zu-Ende-verschlüsselte) Cloud legen kann. Anschließend kann man das Homebanking-Plugin Hibiscus installieren. Ich habe mich entschieden, es im Programmverzeichnis abzulegen. Ich muss es dann zwar auf jedem Gerät getrennt aktualisieren, laufe aber nicht Gefahr, dass ein veraltetes Jamaica versucht, ein aktuelles Plugin zu laden.
Nach dem Anlegen der Bank-Zugänge kann man diese erstmal wunschgemäß benennen, bevor man die Synchronisation auslöst, um die Konten anzulegen. Anschließend sollte man die Konten im unteren Bereich mit dem Bankzugang "fest verknüpfen". Eine merkwürdige Herangehensweise – sowas sollte Standard sein. Auch etwas störend ist, dass man Bankzugänge und Konten zwar individuell benennen kann, das Programm in Listen und Dropdowns aber weiterhin riesige Textschlangen produziert, welche die Kontonummer, den vorgegebenen Bank-Namen, BLZ, Kontoinhaber und weiß nicht was noch enthalten, was der Übersicht nicht gut tut.
Dann geht's ans
Importieren bestehender Daten. Die Vorab-Version von Moneyplex 25 bietet eine Menge Export-Formate an, darunter mt940 und CAMT, was den direkt von der Bank empfangenen Daten wohl am nächsten kommt. Ich habe hier mt940 verwendet, da ich die Umsätze auch in diesem Format von der Bank bekommen habe. Hibiscus bietet auch den Import aus einem "Moneyplex-Format" an, konnte das von Moneyplex verwendete MXL in meinem Fall aber nicht lesen.
mt940 funktioniert, allerdings zerschießt Hibiscus die Umlaute, da es offenbar nicht unicode-fähig ist. Daher wieder ins Terminal:
Code
iconv -f utf-8 -t iso8859-1 Moneyplex_Export.940 >Hibiscus_Import.940
Ich hab' also alles gelöscht und erneut importiert. Diesmal passte alles. Mit Rechtsklick auf's Konto => "Erweitert" => "Salden neu berechnen…" kann man nun die importierten Umsätze nochmal durchrechnen, und sehen, ob alles stimmt. In der Umsatz-Übersicht habe ich anschließend den Darstellungs-Zeitraum auf "Alles" gestellt und per Rechtsklick auf die Umsätze alles als gelesen markiert. Den aktuellen Umsatz kann man hier auch "als geprüft markieren", damit Neuberechnungen zukünftig von hier aus stattfinden. Zudem bekommt man so einen schönen, grünen Haken an den letzten Import, der später noch Hilfreich wird.
An diesem Punkt habe ich die Umsätze für das Konto abgerufen, was leider rein gar nichts bewirkt hat. Offenbar setzt das Neu-Berechnen der Salden das Abruf-Datum auf den aktuellen Zeitpunkt. Logisch ist das nicht – sinnvoller wäre das Datum des letzten gespeicherten Umsatzes, so dass spätere Umsätze neu abgerufen werden. Ich habe auch keine Möglichkeit gefunden, den Abruf-Zeitraum anzupassen. Also blieb mir nur, per Rechtsklick auf das Konto => "Erweitert" => "Saldo und Datum zurücksetzen…" die Information zu entfernen. Anschließend holt sich Hibiscus dann alles von der Bank, was dort noch verfügbar ist. Dann muss man die Umsatz-Übersicht nach ID sortieren, und alles zwischen dem aktuellsten, importierten Umsatz (grüner Haken) und dem, was nach diesem Datum kam, markieren (Shift-Klick) und löschen, denn das ist alles doppelt. Jetzt kann man die Salden noch einmal neu berechnen und die Umsätze noch einmal abrufen. Wenn jetzt die Zwischensumme des aktuellstes Umsatzes dem Saldo des Kontos entspricht, ist man fertig. Den Vorgang muss man nun für alle weiteren Konten wiederholen.
Ja, das ist nicht schön, doch zum Glück muss man den Import nur einmal machen.
Wirklich nervig ist dagegen, dass es wohl keine Möglichkeit gibt, PIN/Passwort zu speichern. Nach jedem Neustart des Programms wird das für jeden Bankzugang erneut abgefragt. Zu Zeiten vierstelliger PINs mag das noch kein Problem gewesen sein, aber für mich bedeutet es, nacheinander drei lange, zufällig generierte Zeichenfolgen aus dem Passwort-Manager in ein Eingabefeld zu kopieren, was wirklich unzumutbar ist.
Fazit: Funktioniert, und das Einrichten hat trotz der Probleme weniger Zeit und Nerven erfordert, als das Bugfixing bei Moneyplex in der letzten Zeit. Kleine Schwächen, wo etwas nicht zu Ende gedacht wurde. Eine Passwort-Speicherung
muss aber kommen, sonst bleibt es ein kurzes Nutzungs-Verhältnis existiert. Die Datenbank ist mit einem Master-Passwort verschlüsselt, und das ständige Kopieren ist vermutlich ein größeres Sicherheitsrisiko, als dass ein Passwort irgendwie aus dem Programm entwendet wird. Alles Gefährliche ist ohnehin TAN-pflichtig.