Verbraucherschützer zum Online-Banking

Phishing und kein Ende...

 
Hamick
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Re: Verbraucherschützer zum Online-Banking

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Gepostet: 19.01.2006 - 00:37 Uhr  ·  #41
Hallo,

wenn ich mich einmal in die Lage eines Kunden versetzte, der nichts mit EDV zu tun hat und sich bei Aldi oder Lidl einen Rechner gekauft hat:

Computerzeitschriften kaufe ich nicht, schließlich kaufe ich ja auch nicht Auto, Motor und Sport, nur weil ich ein Auto in der Garage stehen habe. Meine Bank bietet mir PIN/TAN oder HBCI an. Für PIN/TAN muss ich keine Software installieren, das ist prima, weil ich mich nicht auskenne. Gut, mein Banker sagt mir, ich soll doch aus Sicherheitsgründen HBCI mit Leser anschaffen. Klar warum. Die wollen mich enger mit ihrer Software an sich binden oder noch zusätzlich an mir verdienen. Die von der Bank bieten doch kein System an, das wirklich unsicher ist. So doof sind die doch nicht. Ist doch logisch, dass ich mich für das einfachere und billigere System entscheide.

Mir ist klar, dass diese Haltung beim Onlinebanking gefährlich ist. Aber ich kann ich dem Nutzer dennoch keinen Vorwurf machen. Schließlich verhält er nicht anders wie sonst auch. Welcher ungeübte Skifahrer sieht sich nach einem Beinbruch Vorwürfen ausgesetzt, weil er nicht das Können eines Hermann Maier besitzt? Beim "Beinbruch im Onlinebanking" muss ich mir vorhalten lassen, nicht genug trainiert zu haben - die Krankenkasse zahlt deshalb nichts.

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beispiel die Sichtweise eines Menschen, der nichts mit Bankwesen, EDV und Recht zu tun hat, etwas verdeutlichen.

Gleichzeit möchte ich auch den Electronic-Bankern und Fachleuten keinen Vorwurf machen. Die bemühen sich sicher redlich, um ihre Kunden vom sicheren Banking zu überzeugen.

Kritisch beurteile ich dagegen die Aktivitäten der Markting-Abteilungen in den Banken. In der Werbung, egal von welchem Institut, wird das Banking als die tollste Erfindung seit der Entdeckung des Rades gepriesen. Sicherheitsprobleme ? In den bunten Anzeigen und Faltblättern kann ich nichts finden. Die bemitleidenswerten Mitarbeiter aus dem Electronic Banking müssen im Anschluß mühsam auf die Sicherheitshinweise aufmerksam machen. Die werden dann wahrscheinlich genauso oft gelesen wie die AGBs - ich habe sie auch nur in den seltesten Fällen angesehen.

Auch die strengen Damen und Herren vom Controlling werden dem Thema einen anderen Stellenwert einräumen. Ist auch klar, schließlich haben die das gleiche Niveau wie der o.g. Aldi-Kunde. Die Bankvorstände sind durch die Bank Betriebwirte, Volkswirte oder Juristen und haben von der Sicherheitsproblematik so viel Ahnung wie meine Oma von der Steuerung eines Airbus. Weshalb soll der Finanzvorstand also Gelder locker machen, um eine Lücke wie z.B. im Internetbanking der Raiffeisenbanken (siehe http://www.onlinebanking-forum…php?t=3859) zu schließen ?

Vielleicht sollten dem Finanzvorstand bei einer Live-Präsentation einmal die Möglichkeiten des Mißbrauchs live präsentiert werden, am besten mit dem Girokonto des Controllers. Eventuell könnte sich der Vorstand sich dann entschließen, schneller auf die noch neuen Herausforderungen zu reagieren. Und er könnte sich unter Umständen auch zu einer Rückrufaktion durchringen und das PIN/TAN-Verfahren einmotten. Das würde bestimmt schweineteuer werden und wäre sicher mit einem Imageproblem verbunden - aber die Autofirmen haben es auch überlebt.

Nix für ungut...
tux-banker
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Re: Verbraucherschützer zum Online-Banking

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Gepostet: 19.01.2006 - 08:07 Uhr  ·  #42
Zitat

Stellt man Privatkunden vor die Wahl, nehmen diese "fast" immer die kostenlose Lösung... und die wird HBCI niemals sein, es sei denn Sie bieten Ihr Programm incl. Klasse-2-Kartenleser, Updates und Service dauerhaft kostenlos an, dann schick ich entsprechende Interessenten gerne zu Ihnen...


Nun ja, zumindest eine fast kostenlose Lösung gibts da: MoneyPenny!
CD rein, booten, Homebanking machen. Auf diese weise kann ich sogar mit einer RDH-Diskettenlösung sicher Homebanking betreiben und brauche keinen teuren Chipkartenleser zu kaufen. In einem schreibgeschützten Betriebssystem arbeitet es sich sicherer als mit Chipkartenleser unter einem 0815-Windows.


Zitat

Ausserdem gibt es die Aussage, das keine(!) Bank die Kunden umfassend auf einen Wechsel zu HBCI angesprochen hätte.
Diese Aussage ist falsch, da es wenigstens eine gibt. Nämlich uns!


Hab auch nie behauptet dass es da keine Bank gibt, denn von euch weiss ich das ja sogar :) ... Aber es sind definitiv zu wenige Banken! Wahrscheinlich weniger als 5 %.


Zitat

Einem Kunde, der jetzt online banking beantragt wird ausschließlich HBCI und CallCenter angeboten.
Will der Kunde trotzdem PIN/TAN, dann wird ihm gesagt, dass wir das in der aktuellen Form für nicht empfehlenswert halten.
Will er es noch immer, dann unterschreibt er eine Erklärung, dass er über die Risiken aufgeklärt wurde. Er wird ausdrücklich schriftlich darauf hingewiesen, sich von Fachleuten über Schutzmaßnahmen wie Firewall etc. beraten zu lassen.


Klar, wenn ein Kunde partout nur PIN/TAN haben will, soll er PIN/TAN kriegen! Und wenn ein Bankberater alles dransetzt ihn vom Gegenteil zu überzeugen, kann man der Bank da auch keinen Vorwurf machen, schließlich kann man niemanden zu etwas zwingen...
Da aber ein Großteil der Bankberater selbst nicht weiss, dass es im eigenen Haus auch sicherere Lösungen als PIN/TAN gibt, ist doch vorprogrammiert, was diese empfehlen werden...

Zitat

Kritisch beurteile ich dagegen die Aktivitäten der Markting-Abteilungen in den Banken. In der Werbung, egal von welchem Institut, wird das Banking als die tollste Erfindung seit der Entdeckung des Rades gepriesen. Sicherheitsprobleme ? In den bunten Anzeigen und Faltblättern kann ich nichts finden. Die bemitleidenswerten Mitarbeiter aus dem Electronic Banking müssen im Anschluß mühsam auf die Sicherheitshinweise aufmerksam machen. Die werden dann wahrscheinlich genauso oft gelesen wie die AGBs - ich habe sie auch nur in den seltesten Fällen angesehen.


Noch schlimmer! Die Postbank zum Beispiel verkauft ja ihre iTAN-Hintertür, bei der man sich nur einen HBCI-Client installieren muss und mit der iTAN-Liste trotzdem wieder normales PIN/TAN machen kann, in ihren Werbeflyern sogar als tolles Feature...
Wenn ich sowas lese, fällt mir irgendwie nichts mehr ein.

Allgemein sehe ich im derzeitigen Marketing der Banken derzeit ein Riesen-Problem! Da wird Homebanking als super einfach verkauft (jeder kann es überall machen: im Internetcafe, mit dem Handy im Bus...), obwohl es, sofern man ein bißchen auf Sicherheit achtet, nunmal nicht so einfach ist, sondern zum Teil einfach nur grob fahrlässig.

Gruss, Marcel
clio
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Re: Verbraucherschützer zum Online-Banking

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Gepostet: 24.01.2006 - 16:37 Uhr  ·  #43
Hallo,

da kann ich Tux-Banker nur zustimmen.
Meine eigenen Erfahrungen sehen ähnlich aus:

Ich nutze HBCI mit Kartenleser schon seit einigen Jahren, es wäre mir niemals eingefallen, Online-Banking mit Pin/Tan und womöglich noch mit IE zu betreiben (zu der Zeit hatte ich noch Windows).
Nun habe ich vor ca. 1 Jahr meine Bank gewechselt und ganz gezielt danach gesucht, welche Bank HBCI mit Chipkarte anbietet. Ich war eigentlich sehr erstaunt, dass dies mittlerweile immer noch kein Standard ist.
Nun ja, ich bin dann bei der Volksbank geblieben, aber die "Beratung" war schon sehr erstaunlich.
Der junge Mann wußte zwar, dass es Pin/Tan und HBCI gibt, damit waren seine Kenntnisse schon erschöpft. Alle weiteren Fragen nach der Karte, ob RSA oder DDV, Software usw. konnte er nicht beantworten.
Er wunderte sich nur, dass ich das "sichere" Pin/Tan-Verfahren ablehnte...
und als ich dann auch noch erwähnte, ausschießlich mit Linux zu arbeiten, bestaunte er mich als ziemlich exotisch...und das als nicht mehr junges, weibliches Wesen...😉
Er gab mir aber dann die Telefonnr. der IT-Abteilung, immerhin wurden meine Fragen dort beantwortet.
Bei der Kontoeröffnung am nächsten Tag erwähnte die Sachbearbeiterin, dass sie auch Online-Banking nutze, auf meine Frage, welches Verfahren, sagte sie wahrhaftig: Pin/Tan !!!
Ich war sprachlos.....

Ich wollte mit diesem Bericht nur einmal aufzeigen, dass eine kompetente Beratung wohl die absolute Ausnahme darstellt. Auch bei meiner vorherigen Bank war das nicht anders. Wenn es schon an grundlegendem Wissen beim Fachpersonal hapert, wie soll sich dann erst der unbedarfte Kunde zurechtfinden. Hier sollte seitens der Banken zuerst angesetzt werden.
In Zeiten des "Pishings" denke ich schon, dass Hinweise seitens der Bank auf die Sicherheit nicht ignoriert werden, wenn die Argumente fundiert sind. Aber genau das ist der Punkt.
Solange es bei einem "..soll ja sicherer sein, warum genau, kann ich allerdings jetzt auch nicht sagen.." bleibt, wird sich kein Kunde überzeugen lassen.
ronald.n
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Gepostet: 24.01.2006 - 17:18 Uhr  ·  #44
Auf http://www.stiftung-warentest.de gibt es mit Datum vom 23.01.2006 einen recht guten und fairen Artikel mit dem Titel Phishers Fritz fischt Konten ab.

Dort werden auch ausführliche "Tipps - Zu Ihrer Sicherheit" angeboten, die ich sehr gut finde.
Stoney
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Re: Verbraucherschützer zum Online-Banking

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Gepostet: 24.01.2006 - 17:49 Uhr  ·  #45
Jepp, gesamtbetrachtet kann man gut mit dem Bericht leben ;-)

Aber *g* finde ich Schade, dass bei den "Tipps - Zu Ihrer Sicherheit" die Chipkarte zu einer Codekarte wird und das bei PIN/TAN lediglich auf ein Klick aufs Schlosssymbol hingewiesen wird, aber nicht auf Zertifikatsaussteller und Fingerprint hingewiesen wird :-(

Zitat geschrieben von clio
Der junge Mann wußte zwar, dass es Pin/Tan und HBCI gibt, damit waren seine Kenntnisse schon erschöpft. Alle weiteren Fragen nach der Karte, ob RSA oder DDV, Software usw. konnte er nicht beantworten.


Ist meiner Meinung nach völlig ausreichend, mehr muß er auch gar nicht wissen, dafür gibt es eben Fachberater ;-) Technische Details zum Onlinebanking ist ja auch nur einer von vielen Fachbereichen in einer Bank.
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