kurzes Update Sonntag morgen. Nachdem BankingZV vorgestern noch funktioniert hatte, gibt es seit gestern und heute wieder Fehlermeldungen: Beim Rundruf über die Konten wird bei allen Apobank-Konten gemeldet: Fehler 9000, Auftrag nicht abgeschlossen. Etwas ist fehlgeschlagen. Und: Fehlermeldung vom Banksystem.
Überweisungen, die vor ein paar Tagen mit BankingZV gingen, klappen jetzt nicht mehr.
Desweiteren: Bei unseren Patienten sind ja Lastschriften doppelt eingezogen, jedoch unserem Konto nicht gutgeschrieben worden. Nach Aussage der Kundenberaterin habe die ApoBank ein Zitat: "Riesen-Konto" mit nicht zuortbaren Zahlungen, die jetzt händisch und manuell abgearbeitet werden müssten. Das alles wird uns also noch die kommenden Wochen weiter verfolgen.
Hier noch eine wie ich finde, gute Zusammenfassung aller Probleme durch einen Kunden:
Zitat
Selbst eine naturgemäß ohne Code nicht sehr tiefgehende Analyse der Softwareprobleme, die sich die Apobank mit Avaloq eingehandelt hat, zeigt dass hier auf allen Ebenen schlampig gearbeitet wurde.
1. Bei der Nutzung des Onlinebanking, das nach Aussagen der Apo noch am zuverlässigsten funktioniert, zeigt sich dass es offenbar schon beim Kernbanksystem Probleme gibt. Die Verarbeitung von Standarddatensätzen z.B. funktioniert inzwischen bei SEPA gut, aber bei Zahlungen mit Debitkarten noch gar nicht. Der Kunde sieht ab der Umstellung nicht mehr, was er wann genau mit seiner Karte gezahlt hat.
2. Führende und endende Nullen verschluckt die Software. Allerdings hat die Apobank ein Kontonummersystem, in dem führende Nullen wichtig waren. Umsätze werden nun dargestellt als 70 wenn es 70,00 Euro waren oder als 25,4 wenn es 25,40 waren. Kleinigkeit? Ja, aber auch nach 10 Tagen nicht repariert.
3. Mit der Verarbeitung der Kreditkonten der Apobank scheint das Avaloqsystem ebenso Probleme zu haben. Konten mit Sondertilgungsvereinbarungen werden nun mit Kontostand 0 angezeigt, andere sind nicht mehr aufrufbar. Aber ist das nicht Teil des normalen Geschäftes, auch wenn die Apo hier vielleicht ein besonderes System zugrundegelegt hatte?
4. Offenbar hat man sich aber so sehr auf das neue Kernbanksystem konzentriert, dass entweder vergessen wurde, Softwareanbietern die Möglichkeit zu geben, ihre Bankenprogramme, Finanzverwaltungs- oder auch Praxisverwaltungsprogramme anzupassen oder man hat bis zum Schluss noch Änderungen vorgenommen, so dass keine Zeit blieb. Die Schnittstellen funktionieren nicht und die Probleme sind nach 10 Tagen noch nicht beseitigt. Die Apobank empfiehlt „dringende“ Überweisungen nun einzeln händisch im Onlinebanking abzuwickeln, denn etwa die Anweisung zur Überweisung von Gehältern aus der Lohnbuchhaltung funktioniert ja nicht mehr.
5. Die Onlinebanking Plattform ebenso wie die Bankapp zeigen sich als sehr unausgereift. Sie sind unübersichtlich und stellen vieles aus Sicht des Bankers, teilweise mit eher schweizerischer Ausdrucksweise dar (anfangs waren bestimmte Abfragen nur mit CHF möglich), aber nicht aus Sicht des Kunden, der bei der Apo ein Arzt/Ärztin bzw. Apotheker/in ist. Das offenbart, wie man sich seine Kunden vorstellt: wohl eher als Finanzjongleure, die endlich ihre Wertpapiergeschäfte Online oder in einer App machen wollten. Alles zusammen läuft ausgesprochen langsam, wobei beim BigBang eben schwer zu sagen ist, wo das Problem liegt.
6. Die Einführung war auch ein PR-Desaster. Trotz zahlreicher Kundenbriefe im Vorfeld vergass man etwa zu erklären, wie den die neue Tan-App, ohne die nicht mal mehr die Anmeldung funktioniert, einzurichten ist. Dann wurde alles als erfolgreich mit kleinen Problemen dargestellt. Auf sozialen Plattformen erschienen offensichtliche Fake-Bewertungen, die die Funktionen lobten, während gar nicht ging, wie die Apo dann selber zugeben musste. Der Telefonservice brach nicht nur wegen Überlastung zusammen, es wurden auch per Telefon und Mail Hilfsstrategien verfolgt, die das sichere zweistufige Verfahren völlig aushebelten.
7. Das alles kann man nicht auf die üblichen Probleme bei großen Umstellungen schieben und sich herausreden, dass so etwas in Tests vorher nicht erkennbar ist. Das ist ein Zeichen für echtes Versagen angefangen bei den Projektleitern, über die Programmierer bis hin zum Vorstand, der irgendwann grünes Licht gibt, obwohl die Katastrophe absehbar gewesen sein muss.
8. Da Probleme wohl auch für mehrere Monate nicht vollständigt beseitigt sein werden, die Kosten immens sind und unzufriedene Kunden für das Alltagsgeschäft eine zuverlässigere Bank suchen, ist die Befürchtung nicht unberechtigt, dass der Apobank das Avaloq-Abenteuer das Genick brechen könnte