Einführung des Online-Bankings

Wer war Vorreiter, wer verpasste den Zug, wer profitierte

 
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Einführung des Online-Bankings

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Gepostet: 29.03.2017 - 21:17 Uhr  ·  #1
Hallo zusammen,

im Rahmen meiner Bachelorarbeit bin ich auf der Suche nach den Ursprüngen des Online-Bankings. Leider ergibt die Google-Suche nicht die Treffer, die ich mir wünsche.

Eine kurze Erläuterung:
Ich suche nach Banken, die von 1998 bis ca. 2003 entweder vom Online-Banking profitierten, oder Banken, die das Online-Banking zu spät oder unbrauchbar anboten und sich somit ihr eigenes Grab schaufelten.

Ich habe mir schon zu einigen Direktbanken die Kundenanzahl angeschaut und Auffälligkeiten entdeckt.

Zu meiner Frage:
Kennt jemand eine Bank, die zu der Zeit aufgrund eines mangelnden/nicht vorhandenen O-B dicht machen musste? Gab es Banken, die zu der Zeit viele Kunden verloren? Gab es Vorreiter, die durch das frühe Angebot viele Neukunden dazu gewinnen konnten?

Damals war ich leider zu jung, um etwas dazu mitzubekommen.

Über hilfreiche Antworten würde ich mich freuen!
Vielen Dank im Voraus.
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Re: Einführung des Online-Bankings

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Gepostet: 30.03.2017 - 08:32 Uhr  ·  #2
Hallo Scylla,
meinst du in Deutschland?

Vor dem Internet gab es schon ein breites Onlineangebot mit T-Online und BTX. Das began in den 80ern! BTX haben vor dem Internet bereits Millionen Menschen genutzt und die meisten Banken haben dort Angebote gehabt. Es war nicht so, als ob dies obskure Internet bei den Instituten irgendwie besonders "neu" gewesen wäre, der Weg sah nur anders aus. Das zu den Ursprüngen. Vorher gab es vereinzelt bereits "Einwahlangebote", bei denen sich Kunden per Modem auf eine Art Mailbox einwählen konnten. Das sind eher die Anfänge des Onlinebankings.
Schau mal hier hinein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bildschirmtext

> die zu der Zeit aufgrund eines mangelnden/nicht vorhandenen O-B dicht machen musste?
wir haben jetzt mal gerade >50% Onlinebanking-Nutzer. Das sah vor 15 Jahren entsprechend aus. Solche Zahlen wären nicht existenzbedrohend gewesen. Es war seinerzeit eher wichtiger, genügend Geldautomaten zu haben.

>Gab es Banken, die zu der Zeit viele Kunden verloren?
definiere "viele".
Zu dieser Zeit, haben einige Banken ohne akzeptables "Brokerage" einige Dotcom-Blasen-Zocker-Kunden verloren. Daran kann ich mich erinnern. Aber viele waren das nicht.

Gab es Vorreiter, die durch das frühe Angebot viele Neukunden dazu gewinnen konnten?
s.o.

Die meisten Banken verdienen nicht unbedingt ihr Geld mit den "vielen" Kunden. Diese Gruppen sind zwar interessant, aber nicht existenzbedrohend. Für Geschäftskunden gab es seinerzeit schon Schnittstellenangebote wie FTAM, die eigentlich alle Banken konnten.

Existenzbedrohend sind fehlende Online-Angebote meines Erachtens höchstens in der letzten Zeit geworden.

Gruß
Raimund
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Re: Einführung des Online-Bankings

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Gepostet: 31.03.2017 - 01:43 Uhr  ·  #3
Hallo Raimund,

vielen Dank für die schnelle Antwort!

Über die Anfänge des Online-Bankings mittels BTX und später T-Online hatte ich auch schon einiges gehört. Allerdings habe ich das so verstanden, dass es kein übliches Angebot war und nur wenige dies nutzten.

In meiner Recherche fand ich ebenfalls heraus, dass es eher das Online-Brokerage war, das zum Wechseln verleitete.

Über weitere Antworten freue ich mich.
Viele Grüße
msa
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Re: Einführung des Online-Bankings

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Gepostet: 31.03.2017 - 10:53 Uhr  ·  #4
Das Online-Banking per BTX war ein sehr weitgefächertes Angebot. Die allererste Bank, die das angeboten hat, war damals die Quelle-eigene NORISBANK in Nürnberg. Da gab es nur echtes Onlinebanking, keine Brokerage. Und der Siegeszug war auch definitiv das Onlinebanking und nicht Brokerage.

Ich begann meine Erwerbsarbeit im Jahr 1989 bei einem Softwarehaus, das eine Abteilung hatte, die zu dem Zeitpunkt ein im Prinzip bereits fertig enntwickeltes Programm namens BTXBANK angeboten hat. Dieses war für Firmenkunden gedacht und wurde von allen deutschen Banken außer der Deutschen Bank vertrieben - teilweise unter eigenen Namen. Dieses Programm konnte Umsätze abholen und Zahlungen verarbeiten, incl. der Übertragungen von Sammelzahlungen, wenn der Bankrechner das angeboten hat. Anfangs erfolgte die Übertragung im "Screen.Mode" - das heißt das Programm rief die Bildschirmseiten ab und hat die Informationen darin ausgelesen und interpretiert. Umgekehrt wurden die Bildschirmseiten aufgerufen und dann die Zahlungen in die Felder, die für menschliche Bedienung gedacht waren, eingefüllt und maschinell ausgelöst. Dies dauerte natürlich ziemlich lang, der damals übliche normale BTX-Zugang lief mit einer speziellen Modembox mit 1200/75 Baud (75 Bd in Senderichtung...). Für die Übertragung von Sammelzahlungen wurden dann nach und nach pro Bank Sonderweige entwickelt für die maschinelle Verarbeitung. Quasi schwarze Bildschirmseiten, in die von oben bis unten durchgehend Daten eingespielt wurden (vom Programm) - damit ging es dann schon sehr viel schneller. In den 90er Jahren wurde dann der "ZKA-Standard" entwickelt und beschlossen, die Umsätze wurden dann per teils heute noch üblichen MT940-Datensätzen ohne Maskeninhalte übertragen.

Wie gesagt, das war alles reines Banking, die genannten Entwicklungen wurden in den 80er und 90er Jahren durchgeführt. Das BTX-Banking war damals auf einer gewissen Blüte und wurde von vielen auch großen Firmen eingesetzt - BTX war zu der Zeit der einzige Datendienst, den man aus jedem Ortsnetz zu Ortstelefongebühren erreichen konnte (zumindestens den 1200/75er Zugang, schnellere Zugänge gab es nur in größeren Ortsnetzen).

Um sich eine Vorstellung zu machen, wie früh das Ganze schon begonnen hat: Bis Anfang der 90er Jahre gab es KEINE Software-BTX-Decoderprogramme, nur Hardware-BTX-Geräte. Anfangs war jeweils ein solches BTX-Gerät mit dem IBM-8086-PC über ein Interfacekabel gekoppelt (auf dem das in BASIC geschriebene BTXBANK lief). Der PC gab dann über die serielle Schnittstelle einen Befehl ab, der über die Tastaturschittstelle des BTX-Gerätes weitergeleitet wurde und eine BTX-Seite abgerufen hat. Wenn die da war (Aufbau per 1200 BD zum Zuschauen), wurde ein Befehl PRINTSCREEN abgegeben, die Druckdaten an der parallelen Druckerschnittstelle des BTX-Gerätes abgefanten und an die serielle Schnittstelle des PC weitergegeben, der sich darin dann seie Daten zusammengesucht hat.

Zu der Zeit gab es wie gesagt nur Zahlungsverkehr und Umsatzbearbeitung, für Brokerage war das alles viel zu hölzern und langsam...

Brokerage war dann später im Internetbanking die große Nummer, weil man sehr viel mehr Informationen sehr viel sinnvoller Darstellen konnte. BTX hatte - wenn ich mich recht erinnere - nur 24 Zeilen a 80 Zeichen als Möglichkeit - wobei die Zeichen aus selbstgestaltete grafische farbige Klötze sein konnten. Aber darin brachte man natürlich nicht wirklich viel Info auf einer Bildschirmseite unter. Da war das Internet was anderes...

Allerdings dauerte es einige Jahre, bis das wirklich was wurde - Hintergrund die fehlenden sicheren Übertragungsmöglichkeiten und Verschlüsselung. https als Standard gab es damals noch nicht, aber verschlüsseln mußte man, da der Internet ein "offenes" Netz war (im Gegensatz zu BTX, das wurde als geschlossenes Netz im Hoheitsbereich der Deutschen Bundespost angesehen, deswegen wurde hier bei der Übertragung garnicht verschlüsselt). Um nun die Verschlüsselung zu realisieren wurden anfangs alle Banking-Angebote in von der jeweiligen Bank selbst programmierten (bzw. eben Dienstleistern) Java-Applets durchgeführt. Erstens dauerte es meist eine halbe Ewigkeit, bis die geladen waren, und zweitens hängten die sich immer gerne auf, bis hin zum Absturz des Computers. Und langsam waren sie auch. Also anfangs war das Internetbanking nicht wirklich spaßig, deswegen blieben viele Nutzer noch lange Zeit beim gewohnten BTX-Banking. Wegen des florierenden BTX-Banking (zuletzt die letzte verbliebene Anwendung im BTX-System) hat die Rechtsachfolgerin Telekom den Betrieb des BTX-Systems über Jahre verlägert obwohl man ihn eigetlich schon viel früher einstellen wollte.
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