Auch wenn es off-topic ist - Raimund war so freundlich, den Thread nochmal aufzumachen, damit ich die Aussage, die Grimmaer wären quasi selbst schuld, weil sie angeblich keinen Flutschutz haben wollten, so nicht stehen lassen will. Denn das stimmt nicht. Und ich weiss auch nicht, warum das in den Medien neuerdings so dargestellt wird.
Dass sich die Buerger in Grimma gegen einen solchen Schutz entschieden haben und das Hochwasser 2013 sonst nichts angerichtet haette, ist schlicht falsch. Der Naturschutzbund Sachsen hatte zwar versucht, sich gegen eine massive Betonmauer zu wehren, welche die historische Stadtmauer verdecken wird, sie hatten aber keinen Erfolg damit. Bereits 2007 wurde mit dem Bau des Hochwasserschutzes begonnen. Und mittlerweile steht schon die Haelfte dieses Bollwerks. Die Bauarbeiten am Ufer kann man sogar auf Google Maps sehen, wenn man auf Satelliten-Ansicht schaltet. Da in Grimma jedoch auch eine monstroese unterirdische Betonmauer durch ein Bohrverfahren gebaut werden muss, um das bei Hochwasser von unten drueckende Grundwasser davon abzuhalten, die Kellerwaende der alten Lehmfachwerkhaeuser zu zerdruecken (die dann einstuerzen wuerden), wird der Bau voraussichtlich 10 Jahre dauern. Haette es den Protest vom Naturschutzbund nicht gegeben, haette der Bau unter optimalen Bedingungen 2005 begonnen werden koennen. Und waere damit fruehestens 2015 fertig geworden. Das waere fuer das Hochwasser 2013 also auch dann nicht rechtzeitig genug gewesen. Heisst: Selbst ohne irgendwelche Verzoegerungen kam die neue Flut schlicht 4 Jahre zu frueh. Aufgrund der Lage der Stadt und der Bausubstanz der historischen Gebaeude genuegt da eine einfache ueberirdische Mauer halt nicht. Ich hab die 2002 genau deshalb eingestuerzten Haeuser selbst vor Ort gesehen. Das ist auch der Grund, warum die Keller beim aktuellen Hochwasser erst abgepumpt werden durften, nachdem der Grundwasserspiegel wieder gesunken war - weil erst dann der Druck von aussen auf die Kellerwaende nachlaesst.
Und an den Kernbohrungen fuer die unterirdische Mauer wird wie gesagt seit 2007 gearbeitet. Bin ja oft genug dort, um mir das selbst anzuschauen. Diese Bohrungen sind nur halt verdammt aufwaendig - das geht nun mal nicht von heut auf morgen.
Nachlesen kann man das alles unter
http://www.hochwasserschutz-grimma.de/Chronologie.html
http://www.naturschutzverband-…grimma.htm
Es ist also NICHT so, dass die Grimmaer keinen Hochwasserschutz haben wollten und jetzt trotzdem wieder um Hilfe/Spenden bitten. Ganz im Gegenteil. Der Naturschutzbund hatte zwar fuer etwas Verzoegerung gesorgt (was aber ganz normal ist und bei so ziemlich jeder oeffentlichen Baumaßnahme passiert), wurde aber von der Landestalsperrenverwaltung uebergangen, weil Hochwasserschutz wichtiger als Historie ist. So oder so waere der Schutz aber nicht rechtzeitig fertig geworden.