Zitat geschrieben von msa
Wenn Zahlungen im Hintergrund eingegangen sind, sollte (muss) der Kunde das auch in seinem Frontend sehen können. Und das ist nun mal bei Banken, die nur eine Nachtverarbeitung machen erheblich umständlicher, als bei solchen, die den Tag über ständig neue Buchungen anzeigen. Und: Wenn es eine Bank bis heute nicht "geschafft" hat, die Buchungen, die in der normalen Abwicklung untertags eingehen dem Kunden aktuell zugänglich zu machen, dann zeigt das, dass sie einiges verschlafen hat (siehe Äußerungen des Vorstandes der DeuBa zu der hauseigenen IT).
Das es in der heutigen Zeit für die meisten Kunden sinnvoll und wünschenswert ist, dass man eingehende (aber auch die eigenen ausgehenden ) Zahlungen in Realtime sehen kann, sehe ich genau so. Aber auch das sagt nichts darüber aus, ob die IT modern oder nicht modern aufgestellt ist und hat eben auch zunächst absolut gar nichts mit SEPA Instant zu tun.
In der Regel liegt das schlicht an der ursprünglich Ausrichtung der IT. Gerade die Großbanken haben ihre gesamte IT nur auf den Massenzahlungsverkehr von großen Kunden ausgerichtet. Und hier passiert das Meiste auf Basis des letzten Buchungstages manchmal kombiniert mit untertägigen Buchungen zu bestimmten Uhrzeiten. An dieser so ausgerichteten IT hat man die Privatkunden (kleinere Firmenkunden, Gewerbetreibende usw. zähle ich bzgl. der Arbeitsabläufe dazu) daran angedockt. Das geht auch mit einer hochmodernen IT so, wenn man bestimmten Fokus setzt und keine Kosten für zusätzliche Systeme haben möchte.
Wenn dann noch veraltete IT hinzukommt, dann ist es in der Tat wie bei der Telekom und ihren veralteten Kupfernetzen oder der Bahn mit ihrem veralteten Schienennetz und den veralteten Stellwerken. Was nutzt mir Glasfaser bis in den Verteiler, wenn die Kupferleitung bis zum Endabnehmer nicht mehr hergibt, oder was nutzt mir der ICE 4, wenn das Schienennetz nur 120 Km/h hergibt.
Das unter solchen Rahmenbedingungen (wenn man quasi nicht sehen kann, dass die Zahlung eigegangen ist) der Nutzwert SEPA Instant fragwürdig ist, Haken dran. Aber
1. auch hier gibt es andere Wege um an diese Info zu kommen und
2. wir befinden uns gerade in einer Einführungs- und Übergangsphase in der noch Vieles fachlich und technisch offen ist.
Zitat geschrieben von msa
Und was die Notwendigkeit betrifft: Ich bin in solchen Dingen immer recht konservativ. Ich bin derzeit der Überzeugung, dass diese Echtzeitüberweisungen zu den Dingen zählen, die man nicht braucht.
Ich bin da von Pragmatismus geprägt und daher eher in der Mitte des Meinungsspektrums angesiedelt. Die, die das Thema so hypen, werden in den kommenden Monaten sicherlich auf den Boden der Realität fallen. Es gibt heut schon durchaus echte Anwendungsfälle, die mit den Möglichkeiten was anfangen können. Die werden das sicherlich auch nutzen und davon ausgehend, wird sich das glaube ich in den kommenden Jahren auch als Standard durchsetzen.
Zitat geschrieben von msa
Jedenfalls nicht so, wie es derzeit gemacht wird - nämlich als zweite Extrawurst zusätzlich zum bestehenden Zahlungsverkehr –
In einer Übergangszeit kann es nur als zweite Extrawurst zusätzlich zum bestehenden Zahlungsverkehr funktionieren. Alles andere ist eine Illusion. Wenn das Thema nicht so gehypt werden würde, könnte man es sicherlich deutlich gelassener einführen, ohne dass der Anwender merkt, dass es plötzlich eine SEPA Inst ist. Hat man ja unter SEPA mit den Laufzeiten auch so gemacht.
Zitat geschrieben von msa
womöglich noch mit Apothekenpreisen extra. Dass diese Art der Batchverarbeitung in der heutigen Onlinezeit nicht mehr zeitgemäß ist, das ist klar.
Die Bepreisung hat auch erstmal nichts direkt mit dem Sinn oder Unsinn von SEPA Inst zu tun. Sondern schlicht mit einer kaufmännischen Einschätzung. Eine neue Infrastruktur kostet Geld und über irgendeinen Weg muss das refinanziert werden. Und wenn die, die da echte Mehrwerte von haben am Anfang auch beriet sind, für diese echten Mehrwerte ein „Mehr“ zu bezahlen, dann ist das normales Gebaren. Der neuste Fernseher, oder das neuste Handy kostet bei der Einführung auch deutlich mehr als später. Was dieses „Mehr“ wert ist, wird der Markt regeln.
Die Batchverarbeitung grundsätzlich ist spätestens im Clearing immer noch zeitgemäß, wenn man hoch effiziente und kostengünstige Verarbeitung von Massenzahlungen haben möchte. Die Frage ist immer wo man den Fokus drauf hat.
Zitat geschrieben von msa
Wenn man jetzt also eine Entwicklung gestartet hätte, die perspektivisch die Echtzeitüberweisung zum Normalfall gemacht hätte (also eine Ertüchtigung des kompletten Zahlungsverkehrs auf die Hohe der Zeit), dann hätte ich das als gut und sinnvoll erachtet.
Genau das passiert gerade mit SEPA Inst. Du darfst nicht von der Wahrnehmung am Frontend einzelner Banken auf das Ganze schließen. Was da gerade passiert, ist, dass die ganze Infrastruktur aller Beteiligten Schritt für Schritt in eine völlig neue Richtung gebracht wird. Nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch, rechtlich und auch bzgl. der Verrechnung der Banken untereinander und das in ganz Europa.
Zitat geschrieben von msa
Dass man aber eine Sonderlocke draus macht, mit der man (teilweise) versucht, neue Gebühren zu etablieren, halte ich für unsinnig. Dafür ist der Nutzen in meinen Augen einfach zu klein, den der Kunde davon hat.
Wie geschrieben, in der Anfangszeit ist es eine Sonderlocke mit einem echten Mehrwert für Einige. Die bezahlen dann auch ohne Probleme für einen Mehrwert. Wie hoch dieser Mehrwert bepreist werden darf, damit es ein Mehrwert bleibt, hängt von ganz vielen individuellen Faktoren ab. Wie geschrieben, der Markt wird es regeln. Wenn niemand SEPA Inst nutzen will, weil es zu teuer ist, wird man nach justieren.
„Problematisch“ ist die Bepreisung im Privatkundenumfeld, wenn man z.B. Person2Person Zahlungen als eine der Killerapplikationen für SEPA Inst sieht. Wenn ich für kleinere Beträge zu hohe Entgelte bezahlen muss, dient das sicherlich nicht der Verbreitung dieser Service.
Zitat geschrieben von msa
In vielen Fällen ist die Zeit zwischen Zahlungsabsendung und Gutschrift auf dem Empfängerkonto !!bei moderner IT!! eh schon so schnell, dass das zumindestens heutzutage absolut ausreicht, für 98% aller Fälle (Beispiel Zahlungen zwischen Sparkassen und Geno und umgekehrt).
Auch das hat mit moderner IT nicht zwingend was zu tun, sondern eher etwas mit bilateral vereinbarten direkten Wegen im Clearing. Wie schon gesagt, was man am Frontend wahrnimmt, muss keinen direkten Rückschluss darauf erlauben, ob eine IT modern oder nicht modern ist.
Ein Kollege aus einem Rechenzentrum einer Bankengruppe hat mal auf die Einführungd er eiligen Zahlung bei einer anderen Bankengruppe gesagt: brauchen wir nicht. Bei uns sind alle Zahlungen eilig. Die haben auch alles direkt verarbeitet, obwohl deren Kernbanksystem IT technisch nicht modern war. Aber damals bereits trotzdem hoch effizient.
Daher bei der Einführung von SEPA Inst mehr Gelassenheit walten lassen. Wenn es einem zu teuer ist, liegen lassen bis es für einen passt. Die die heute schon einen Nutzwert haben, werden das dann schon machen.
Viele Grüße
Holger