Hallo Kollegen,
mit PSD2 wird die Verwendung von FinTS (aka HBCI) ziemlich "unbequem".
Fuer Anwender von manuell bedienten Desktop-Anwendungen sind die Einschraenkungen noch ueberschaubar: mehr Hickhack mit 2-Factor-Auth, haeufigere Eingabe von PINs / Passwortern / TANs / Codes / etc.
Fuer Anwender die FinTS fuer Automatisierungszwecke einsetzen wird FinTS praktisch "unbrauchbar". Einfachstes Beispiel: automatisiertes taegliches Abrufen und Auswerten von Kontoauszuegen. Je nach Bank braucht man dafuer nun jedesmal oder spaetestens nach 90 Tagen eine erneute manuelle Interaktion.
Seit der Einfuehrung von Internet-Standards und Protokollen wie FTP, HTTP, SMTP, ... gilt das ungeschriebene Gesetz: sichere Authentizierung wird unterstuetzt und empfohlen, aber wenn ein Anwender unbedingt mit unsicheren Algorithmen arbeiten will, dann kann er.
Beispiele:
- HTTP Digest Auth (erfordert einen unbequeme Challenge-Response roundtrip), kann aber mit HTTP Basic Auth auch "unsicherer", dafuer aber automatisierbar, realisiert werden
- SASL PLAINTEXT .vs. SASL CRAM-MD5 oder SASL GSSAPI (gleiches Prinzip)
- ...
Ohne mich auf technische Detail-Diskussionen einlassen zu wollen ist ziemlich offensichtlich, dass FinTS seit PSD2 keine "unsichere Alternativ-Variante" mehr bietet. Selbst Nutzer die sich nicht um Sicherheit scheren sind nun gezwungen an Challenge-Response-Automatisierungs-Blockern teilzunehmen.
Ich moechte ausserdem klarstellen dass der Einsatz von DDV- und/oder RSA-Chipkarten wohl nicht den PSD2-Regeln unterliegt. Allerdings hilft mir das beim "Automatisieren" auch nicht weiter - ich kann meine Chipkarte nicht zu meinem AWS-Server bringen damit sie dort fuer sichere Verschluesselung sorgt. Schon gar nicht wenn ich Konten bei mehr als einer Bank habe... Ausserdem haben mir 3 von 5 Banken bescheinigt dass sie keine Unterstuetzung fuer Chipkarten-basierte Systeme geben ("bitte wenden Sie sich an den Hersteller").
Der Sinn eines "offenen FinTS-Standards" wird ebenfalls dadurch beschnitten dass FinTS-Clients nun "registriert" werden muessen. Unregistrierte Clients duerfen nicht mitspielen. Glaubt man nicht daran dass eine korrekte Server-Implementierung jeden "malicious client" abwehren kann? Wie armselig. Und als Entwickler von freier, unbezahlter OpenSource Software fuehlt man sich da schnell bevormundet (ich habe nie davon gehoert dass z.B. ein AWS-Client oder ein PayPal-Client solchen Restriktionen unterliegt... nur mal so zum nachdenken)
Meine eigentliche Frage in diesem Post: was habe ich als Anwender fuer Alternativen?
- Ich bin eine Privatperson
- Ich habe mehr als ein FinTS-faehiges Bankkonto, insgesamt bei mehreren verschiedenen Banken
- Ich wuerde gern mindestens das Abrufen von Salden / Kontoauszuegen automatisieren
- Idealerweise wuerde ich auch gern bestimmte Ueberweisungen automatisiert / gescripted anstossen koennen
FinTS scheidet dafuer offensichtlich aus.
EBICS waere eine Alternative, allerdings ist es a) schwierig als Privatperson einen EBICS-Account zu erhalten, und b) uebersteigen die entsprechenden Kosten mein Budget bei weitem. Wobei ich mich ausserdem frage, wieso die PSD2-Regeln nicht auch fuer EBICS gelten - hier hat man von zwei morschen Tueren (FinTS und EBICS) offensichtlich nur eine mit einem Schloss versehen (FinTS), die andere bleibt unveraendert.
Gibt es andere Alternativen? Oder ist der allgemeine Konsens jetzt "ja, wir alle brauchen Digitalisierung" (O-Ton irgendein Minister), aber gleichzeitig werden Automatisierungs-Konzepte per Gesetz beschnitten?
-stefan-
mit PSD2 wird die Verwendung von FinTS (aka HBCI) ziemlich "unbequem".
Fuer Anwender von manuell bedienten Desktop-Anwendungen sind die Einschraenkungen noch ueberschaubar: mehr Hickhack mit 2-Factor-Auth, haeufigere Eingabe von PINs / Passwortern / TANs / Codes / etc.
Fuer Anwender die FinTS fuer Automatisierungszwecke einsetzen wird FinTS praktisch "unbrauchbar". Einfachstes Beispiel: automatisiertes taegliches Abrufen und Auswerten von Kontoauszuegen. Je nach Bank braucht man dafuer nun jedesmal oder spaetestens nach 90 Tagen eine erneute manuelle Interaktion.
Seit der Einfuehrung von Internet-Standards und Protokollen wie FTP, HTTP, SMTP, ... gilt das ungeschriebene Gesetz: sichere Authentizierung wird unterstuetzt und empfohlen, aber wenn ein Anwender unbedingt mit unsicheren Algorithmen arbeiten will, dann kann er.
Beispiele:
- HTTP Digest Auth (erfordert einen unbequeme Challenge-Response roundtrip), kann aber mit HTTP Basic Auth auch "unsicherer", dafuer aber automatisierbar, realisiert werden
- SASL PLAINTEXT .vs. SASL CRAM-MD5 oder SASL GSSAPI (gleiches Prinzip)
- ...
Ohne mich auf technische Detail-Diskussionen einlassen zu wollen ist ziemlich offensichtlich, dass FinTS seit PSD2 keine "unsichere Alternativ-Variante" mehr bietet. Selbst Nutzer die sich nicht um Sicherheit scheren sind nun gezwungen an Challenge-Response-Automatisierungs-Blockern teilzunehmen.
Ich moechte ausserdem klarstellen dass der Einsatz von DDV- und/oder RSA-Chipkarten wohl nicht den PSD2-Regeln unterliegt. Allerdings hilft mir das beim "Automatisieren" auch nicht weiter - ich kann meine Chipkarte nicht zu meinem AWS-Server bringen damit sie dort fuer sichere Verschluesselung sorgt. Schon gar nicht wenn ich Konten bei mehr als einer Bank habe... Ausserdem haben mir 3 von 5 Banken bescheinigt dass sie keine Unterstuetzung fuer Chipkarten-basierte Systeme geben ("bitte wenden Sie sich an den Hersteller").
Der Sinn eines "offenen FinTS-Standards" wird ebenfalls dadurch beschnitten dass FinTS-Clients nun "registriert" werden muessen. Unregistrierte Clients duerfen nicht mitspielen. Glaubt man nicht daran dass eine korrekte Server-Implementierung jeden "malicious client" abwehren kann? Wie armselig. Und als Entwickler von freier, unbezahlter OpenSource Software fuehlt man sich da schnell bevormundet (ich habe nie davon gehoert dass z.B. ein AWS-Client oder ein PayPal-Client solchen Restriktionen unterliegt... nur mal so zum nachdenken)
Meine eigentliche Frage in diesem Post: was habe ich als Anwender fuer Alternativen?
- Ich bin eine Privatperson
- Ich habe mehr als ein FinTS-faehiges Bankkonto, insgesamt bei mehreren verschiedenen Banken
- Ich wuerde gern mindestens das Abrufen von Salden / Kontoauszuegen automatisieren
- Idealerweise wuerde ich auch gern bestimmte Ueberweisungen automatisiert / gescripted anstossen koennen
FinTS scheidet dafuer offensichtlich aus.
EBICS waere eine Alternative, allerdings ist es a) schwierig als Privatperson einen EBICS-Account zu erhalten, und b) uebersteigen die entsprechenden Kosten mein Budget bei weitem. Wobei ich mich ausserdem frage, wieso die PSD2-Regeln nicht auch fuer EBICS gelten - hier hat man von zwei morschen Tueren (FinTS und EBICS) offensichtlich nur eine mit einem Schloss versehen (FinTS), die andere bleibt unveraendert.
Gibt es andere Alternativen? Oder ist der allgemeine Konsens jetzt "ja, wir alle brauchen Digitalisierung" (O-Ton irgendein Minister), aber gleichzeitig werden Automatisierungs-Konzepte per Gesetz beschnitten?
-stefan-