Zitat geschrieben von lisari
Ah, danke, das war mir nicht klar. Ich hatte bisher die Vorstellung, dass im Prinzip der Schlüssel statt auf Diskette auf Chipkarte gespeichert ist, sonst aber kein Unterschied besteht.
Nein, so ist das nicht.
Fangen wir mal mit der alten Sparkassen-Chipkarte an. Das Verfahren heißt DDV. Da wird mit symmetrischem Schlüssel gearbeitet. Also auf der Karte (werksseits) und auf dem Bankrechner ist der gleiche Schlüssel drauf. Mit dem einen Schlüssel kann sowohl auf der Sender-Seite signiert und auf der Empfängerseite die Korrektheit der Signatur überprüft werden. Die Signaturen werden auf dem Chip erstellt, der Schlüssel verlässt die Karte niemals. Die Karte besitzt einen Signaturzähler, wenn der überläuft ist die Karte kaputt. Kam bei Firmenkunden, die viele Aufträge hatten, schon vor. Die Schlüssellänge ist immer noch die selbe wie vor 20 Jahren - heute ist das "zu kurz". Die Sparkassen hatten mal ein neues Chipkartensystem entwickelt. Dabei wurde nachträglich vom Kunden mit einer Software ein Zertifikat auf die normale Sparkassencard aufgebracht und dann damit HBCI gemacht. Dieses Verfahren haben wohl die meisten Kunden nicht verstanden, es hat extrem viel Supportaufwand generiert und die Auftragsdaten wurden auch nicht auf einem extra Display (Leser, Generator, Smartphone) angezeigt. Dieses neue Verfahren wurde nur von recht wenigen Sparkassen eingeführt und nach ca. 1 Jahr wieder beendet und aufgegeben. Wenn die DDV-Chipkarten aufgegeben sind, haben die Sparkassen KEIN Chipkartenverfahren für Privatkunden mehr (außer chipTAN). Eine Schlüsseldatei gab es bei den Sparkassen nie.
VR-Banken und einige private Banken (HVB, DeuBa, ComBa) hatten zuerst das Schlüsseldateiverfahren namens RDH. Dabei wird auf dem Kundenrechner ein asymmetrischer Schlüssel generiert, der geheime Teil wurde in einer Datei mit Passwort gespeichert (anfangs "Schlüsseldiskette", später usb-Stick), der öffentliche Teil wird bei der Initialisierung online an den Bankrechner gesendet und Fingerprints davon auf dem INI-Brief abgedruckt. Dieser wird unterschrieben und an die Bank gesendet - damit kann die Bank die Echtheit des übertragenen Schlüssels überprüfen und ihn freischalten. Teilweise kann die Freischaltung auch der Kunde selbst im Onlinebanking mit einer TAN vornehmen. Das Verfahren wurde bei den VR-Banken stetig weiterentwickelt - mit längeren Schlüsseln usw. Gestartet wurde mit RDH-1, inzwischen gibt es RDH-10. Die Privatbanken hinken da hinterher, da wird teilweise heute noch RDH-1 eingesetzt. Beim Signieren wird der Schlüssel von der Datei in den Hauptspeicher des Computers geladen und nach Entschlüsselung mit dem Dateipasswort die Signatur erzeugt. Böse Programme können also sowohl die Schlüsseldatei kopieren als auch den Schlüssel unverschlüsselt im RAM abzweigen...
Eine weitere Weiterentwicklung sind die RDH-Chipkarten. Auf den ersten wurde bei der Initialisierung der Schlüssel IM CHIP erzeugt, mit dem öffentlichen Teil wird verfahren wie bei der Schlüsseldatei. Der geheime Teil jedoch verlässt nie den Chip. Signaturen werden auch IM CHIP erzeugt. Und bei einem Leser mit PIN-Pad wird die Kartenpin auf der Lesertastatur eingegeben, also ist auch diese nie im RAM vorhanden. Somit kann der Schlüssel selbst nicht abgezweigt werden und die PIN auch nicht. Und die Schlüssellängen wurden immer wieder erhöht. Inzwischen gibt es im VR-Bereich auch vorpersonalisierte Chipkarten, da sind die Schlüssel werksseitig schon drauf, diese werden im Bankrechner dann mit dem/den entsprechenden Konten verknüpft und der Kunde kann sie sofort verwenden, wenn er sie bekommen hat. Diese sind allerdings vom Handling her so kompliziert, dass nur kommerzielle Software damit umgehen kann, open-source wie z.B. hibiscus nicht.
Und dann gibt es damit auch noch Versionen, wo die Daten, über die eine Signatur erzeugt wird (also letztlich der Auftrag) vorher auf dem Leser-Display angezeigt wird. Somit ist diese Überprüfung auch möglich. Allerdings ist das Ergebnis dann am Ende fast das Gleiche wie beim chipTAN-Verfahren über usb. Insofern haben sich die Sparkassen neue Chipkartenverfahren wohl gespart. Aber die aktuellen RDH-10-Verfahren ("VR-Networld-Card") von VR sind schon auf der Höhe der Zeit, insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass diese so schnell beendet werden.